Flaschensammler sind rund um den Dutzendteich unterwegs. Alle haben ihre eigene Geschichte und alle haben etwas anderes mit dem Geld vor.
Nicht nur bei Rock im Park, sondern auch schon vor dem offiziellen Festivalgelände fließt gerade das Bier. Deshalb sind unzählige Pfandflaschensammler rund um Zeppelinfeld und Dutzendteich unterwegs. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein: Manche sind im Rentenalter, andere sind noch Schüler, einige kommen direkt aus Nürnberg, andere sind eigens Hunderte Kilometer angereist. t-online haben sie verraten, wie viel sie verdienen und was sie nach dem Pageant mit dem Geld machen.
Eine Frau im Rentenalter hat sich auf der Großen Straße positioniert. Einige Meter weiter liegt einer der Haupteingänge zum legendären Park. Vor ihr steht ein halber Sack, gefüllt mit Bierdosen. Sie wohne in der Nähe und sei zum ersten Mal da, sagt sie. Wie viel Geld sie hier verdient? Das wisse sie noch nicht, die Konkurrenz sei groß. Mehr magazine sie nicht sagen.
Nur wenige Meter weiter sitzen ein Mann und eine Frau zusammen mit ihrer Hündin. “Pet the Canine for Pfand” steht auf einem Schild vor ihnen. Sie stellen sich als Rahel und Aux vor, ihre Vierbeinerin hört auf den Namen Emelie. Sie seien nicht das erste Mal bei Rock im Park zum Flaschensammeln, erzählen sie. 100 bis 150 Euro würden sie professional Tag einnehmen. In der Vergangenheit habe sie sich so ihr Ticket finanziert, sagt Rahel.
In diesem Jahr aber hören die beiden Inexperienced Day, Kraftklub und Die Ärzte nur aus der Ferne. Das Geld brauchen sie anderweitig – es komme ausschließlich Hündin Emelie zugute. “Die Tierarztrechnungen sind teuer. Wir müssen halt schauen, wie wir sie bezahlen”, erklärt Aux, der wie Rahel aus dem Nürnberger Umland kommt.
Wieder ein paar Meter weiter, direkt am Eingang, sitzen die, die wohl die allermeisten Flaschen überhaupt sammeln. Dabei verdienen die Frauen dort keinen Cent. Sie sind nämlich für den Verein “Lebensmittel retten & mehr” da. Jasmin Beyer erzählt, dass sie schon seit sieben Jahren bei Rock im Park sammeln – für Obdachlose, Hilfsbedürftige und Arme in Nürnberg. Neben Pfandflaschen nehmen sie auch alles an, was die Besucher nach dem Pageant nicht mehr mit nach Hause nehmen wollen, aber noch zu intestine für den Müll ist – von Konserven, über Zelte bis zu Schlafsäcken. “Das alles ist perfekt für Menschen, die draußen leben müssen”, sagt Bayer.
Die ehrenamtlichen Helfer sitzen während des Festivals rund um die Uhr am Stand – im zwei Schichtsystem. Ihr Einsatz zahlt sich aus. In den vergangenen Jahren haben sie jeweils bis zu 65.000 Pfandflaschen gesammelt. Bis zu 6.000 Euro seien so für Obdachlose zusammengekommen. Nicht allen scheint das zu gefallen. “Es gibt hier Pfandbanden, die uns schon beleidigt und bespuckt haben”, erzählt Beyer – deshalb stehe ihr Stand direkt neben dem Sicherheitsdienst.
Über solche Probleme können sich Andreas (13) und sein Bruder Matthias (15) zum Glück nicht beschweren. Die beiden Schüler wohnen direkt ums Eck und haben gemeinsam mit drei Freunden auf der anderen Seite des Dutzendteichs Place bezogen. Andreas erzählt, dass sie nun schon das zweite Jahr hier sitzen. “Manche meiner Mitschüler sagen, das ist toll, andere finden es peinlich. Mir ist das aber egal”, sagt Andreas. Sie verdienten sich halt hier etwas dazu – und das sei doch besser, als wenn die Pfandflaschen nur herumliegen würden.