Die Schweizerische Nationalbank hat zum fünften Mal in Folge die Leitzinsen erhöht. Dies hat Auswirkungen auf Anlageprodukte, Hypotheken und Mieten. Womit Sparer, Wohneigentümer und Mieter rechnen sollten.
Sparkonten, Säule-3a-Konten, Kassenobligationen, Hypotheken und indirekt wohl auch die Mieten: Sie alle sind von den Zinserhöhungen der Schweizerischen Notenbank (SNB) betroffen. Dies zeigen die Entwicklungen der vergangenen Monate.
Die SNB hatte den Leitzins am Donnerstag um 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent erhöht. Es warfare bereits der fünfte Zinsschritt in Folge, vor rund einem Jahr lag der Leitzins noch bei –0,75 Prozent. Experten gehen davon aus, dass weitere Zinsschritte folgen. Was nun passieren könnte – und welche Folgen die SNB-Zinsschritte bereits hatten.
Hypotheken: Finanzierung von Wohneigentum wird teurer
Laut Donato Scognamiglio, Chef des Beratungsunternehmens Iazi, könnte der erneute Zinsschritt der SNB die Finanzierungskosten für privates Wohneigentum auf dem Immobilienmarkt weiter erhöhen.
Die Zinsen für Festhypotheken sind mit den Zinserhöhungen der SNB stark gestiegen. Am Donnerstag lag der Referenzzins für zehnjährige Festhypotheken laut dem On-line-Vergleichsdienst Moneyland bei 2,98 Prozent. Anfang Februar 2022 hatte er noch bei 1,45 Prozent gelegen.
Bisher hätten Saron-Hypotheken den Hypothekarnehmern eine gewisse Zuflucht vor den gestiegenen Zinsen geboten, teilt Scognamiglio mit. Durch die Zinserhöhung dürfte sich die Zinsdifferenz zwischen Saron- und Festhypotheken weiter verringern. In der Zinserhöhungsphase der SNB sind die Zinsen für Saron-Hypotheken massiv gestiegen. Laut dem Iazi-Chef ergibt sich die Höhe der Saron-Hypothek grob aus dem SNB-Leitzins, additionally neuerdings 1,75 Prozent, und einer Bankmarge von rund 0,5 Prozentpunkten. Die höheren Zinsen für Saron-Hypotheken könnten die Nachfrage nach privatem Wohneigentum dämpfen.
Das Finanzberatungsunternehmen Corefinanz weist darauf hin, dass die Zinsfutures für den Geldmarktsatz Saron bis Dezember dieses Jahres einen Zinssatz von mehr als 2 Prozent erwarten lassen. Verglichen mit der Zinslandschaft vor Juni 2022 erhöhe sich die Belastung damit um den Faktor 3,5. Ein schneller Rückgang der Zinsen sei nicht zu erwarten, da die Inflation hartnäckig bleiben dürfte und vor allem die Kerninflation bis dato keine Anzeichen auf eine Erholung zeige.
Mieten: weitere Erhöhungen?
Durch den SNB-Zinsschritt könnten sich auch die Mieten verteuern, wenn auch zeitverschoben. Marktexperten gehen davon aus, dass der hypothekarische Referenzzinssatz mittelfristig weiter erhöht werden wird. Die nächsten Publikationen des Referenzzinssatzes sind für den 1. September und den 1. Dezember vorgesehen.
Der Satz stützt sich auf den hypothekarischen Durchschnittszinssatz der Finanzhäuser und wird gerundet auf den nächsten Viertelprozentwert. Anfang Juni ist der Referenzzins zum ersten Mal seit 2008 gestiegen, und zwar von 1,25 auf 1,5 Prozent. Vermieter haben damit das Recht, bei Mietverhältnissen, die auf dem bis dato gültigen Satz von 1,25 Prozent beruhen, die Mieten zu erhöhen. Dadurch ist eine Erhöhung des Mietzinses um 3 Prozent möglich.
Laut dem Vergleichsdienst Comparis können indessen noch 40 Prozent der aufgelaufenen Inflation als Teuerungsausgleich und pauschal 0,5 Prozent professional Jahr als allgemeine Kostensteigerungen dazukommen. So könne der Mietzinsanstieg bei der ersten Erhöhung schnell einmal 5 bis 7 Prozent betragen.
Zu beachten ist dabei, dass steigende Mieten letztlich einen Bumerangeffekt haben können, denn schliesslich bedeuten sie auch eine höhere Inflation. Die SNB bekämpfe so mit ihren Zinserhöhungen einerseits die Teuerung, andererseits heize sie sie aber auch an, teilt Scognamiglio mit.
Sparkonten und Säule-3a-Konten: oft nur zögerliche Erhöhungen
«Mit der Erhöhung der Sparzinsen nach einer Leitzinserhöhung warten viele Banken lieber ab und ziehen erst dann nach, wenn sie Angst haben, Kunden zu verlieren», sagt Benjamin Manz, Gründer und Geschäftsführer von Moneyland. Dies gelte vor allem für grössere Institute. Kleinere Häuser nutzten Erhöhungen der Sparzinsen, um Kunden zu gewinnen und sich zu profilieren.
Nach dem jüngsten Zinsschritt der SNB hätten verschiedene Finanzinstitute bekanntgegeben, die Zinsen zu erhöhen, sagt Manz. Nach Abzug der Inflation befinden sich die Sparer aber trotzdem weiterhin im Minus. Laut Moneyland lag der durchschnittliche Zinssatz auf Sparkonten für Erwachsene Mitte Juni bei 0,53 Prozent. Die Inflation betrug in der Schweiz im Mai dieses Jahres hingegen 2,2 Prozent.
Bei Säule-3a-Zinskonten ist die Scenario ähnlich, hier bieten die Finanzhäuser aber im Durchschnitt höhere Zinsen als bei den Sparkonten.
Kassenobligationen: steigende Popularität
Wieder deutlich populärer bei den Sparern sind indessen Kassenobligationen (KO). Die Banken reagierten hier bei den Zinsen oftmals schneller als bei den Sparkonten, sagt Manz. Wie Moneyland Mitte Juni mitgeteilt hat, liegen die Zinsen bei Kassenobligationen derzeit auf dem höchsten Niveau seit der Lancierung eines entsprechenden Vergleichs im Jahr 2013.
Kassenobligationen sind verbriefte Termingelder von Banken mit einem festen Zinssatz, sie sind vor allem bei Sparern beliebt. Sie werden oft zu einem Anlagebetrag von 1000 Franken gestückelt. Die Laufzeiten dieser Papiere variieren zwischen einem Jahr und zehn Jahren, der Zinssatz ist während dieser Zeit repair. Das Geld kann man sich während dieser Zeit nicht auszahlen lassen. Bis zu einem Anlagebetrag von 100 000 Franken sind sie der Einlagensicherung unterstellt. Die Anlage gilt als relativ sicher. Zu beachten ist indessen, dass je nach Finanzinstitut bei der Geldanlage in Kassenobligationen Kosten wie beispielsweise Depotgebühren anfallen können, die einen Teil des Ertrags gleich wieder wegfressen. Sparer sollten sich diesbezüglich informieren.
Derzeit sind bei den Kassenobligationen bei vielen Banken diejenigen mit kürzeren Laufzeiten von einem Jahr oder zwei Jahren zu bevorzugen. Zu gering sind die Zinsunterschiede zu den KO mit längeren Laufzeiten. Laut Moneyland lagen die durchschnittlichen Zinssätze Mitte Juni bei 1,32 Prozent für zweijährige, bei 1,43 Prozent für fünfjährige und bei 1,61 Prozent für zehnjährige Kassenobligationen. Die Entschädigung der Sparer für die lange Bindung zahlt sich additionally nur bedingt aus.