„Wir haben uns eigentlich bis jetzt sehr konservativ aufgestellt, haben immer die Schritte gemacht, die zu uns passen und nicht unbedingt auf klassisches Scale-up-Wachstum um jeden Preis gesetzt.“ Was sich vor nur wenigen Jahren am Tech-Markt unzeitgemäß, antagonistisch, ja eben zu konservativ angehört hätte, das ist 2024 wieder en vogue. „Profitabel“, „bootstrapped“ und „40 Mio. Euro Umsatz“: Was Thomas Aumayr, Head of Product Administration and Digital Technique beim Linzer InsurTech LAMIE, über Enterprise-Zahlen und -Strategie sagt, das würden andere Scale-up-CEOs heute auch gerne sagen können.
Dabei ist LAMIE, ein InsurTech samt Versicherungsträger und damit vertikal integriert, eher das untypische Scale-up. Die Linzer sind aus einem Familienunternehmen hervorgegangen: Die Eltern von CEO Christian Pedak und CRO Roland Pedak gründeten in den 1990ern mit dem Integral Insurance coverage Dealer einen Versicherungsmakler. Der steht heute immer noch mehrheitlich hinter der L’AMIE AG life-style insurance coverage companies, die sich Dinge wie Hochzeitsversicherung, Cyberversicherung und Festwetterversicherung sowie mittlerweile mehr als eine Millionen Kund:innen in England, Deutschland und Österreich auf die Fahnen schreiben kann. Das Unternehmen selbst steht zu 100% im Familien- beziehungsweise Mitarbeiterbesitz.
„Unser Ziel für dieses Jahr ist, die 40 Millionen Umsatzgrenze zu knacken“, sagt Aumayr im Interview. „Wir sind als digitaler Versicherer tremendous aufgestellt, sehr schnell zu skalieren. Wir haben keine Offline-Prozesse, wir sind zu 100 Prozent digital und dementsprechend ist unsere Infrastruktur prädestiniert, um jetzt noch weiter zu wachsen, mit sehr, sehr wenig Kostenanstieg. Wir hatten unsere Aufbauzeit, unsere Internationalisierungszeit, und dadurch, dass wir diese Infrastruktur aufgebaut haben, kann es jetzt schnell weitergehen, weil wir hier eigentlich wenig Limits haben.“
Versicherungen für Non-Insurance coverage-Manufacturers
40 Millionen Euro Umsatz und dabei profitabel zu sein, davon können andere Tech-Firmen dieser Tage nur träumen. LAMIE ist dabei natürlich noch ein kleiner Participant in der großen Welt der Versicherungen. Zum Vergleich: Der über die Plattform generierte Provisionsumsatz von wefox in Österreich betrug im Jahr 2022 45,2 Mio. Euro aus Eigengeschäft und Partnergeschäft. In diese Größenordnung stossen nun die Linzer vor. Das Rezept dazu heißt „Embedded Insurance coverage“.
„Embedded Insurance coverage beschreibt den Pattern, dass Non-Insurance coverage-Manufacturers Versicherungen in ihre Kernservices oder sogar ganzheitlich in ihr Ökosystem integrieren. Das ist eine sehr schöne Entwicklung, weil Versicherung klassisch eigentlich von wenigen Playern dominiert wird, die quick schon behördenartig agieren“, sagt Aumayr. Embedded Insurance coverage meint, dass man heute (und künftig noch viel mehr) eine Versicherung nicht beim Makler kauft, sondern etwa bei der Telco (Helpful-Versicherung), beim Autohersteller (Diebstahlversicherung) oder beim Shared-Financial system-Anbieter (Reiseversicherung). Auch andere Scale-ups wie Tractive (Tierversicherung), Refurbed (Geräteversicherung) oder N26 fallen sofort ein.
LAMIE etwa hat eine Daten-getriebene Reiseversicherung im Angebot, die über Mobilfunker vertrieben wird. „Das ist eine auf Roaming-Daten basierende Reiseversicherung, die sich im Ausland automatisch aufgrund der Roaming-Daten aktiviert und dann nach Pay-Per-Day-Utilization-Mannequin verrechnet wird“, sagt Aumayr. „Man spart massiv Geld, weil man ja einfach nur dann Versicherungsschutz bezahlt, wenn man auch wirklich reist, wenn man auch wirklich Bedarf hat. Da sparen die Kunden 78 Prozent im Vergleich zu vergleichbaren traditionellen Angeboten.“ Für die Telekomanbieter sei so etwas zum einen ein Kundenbindungs-Device und zum anderen auch gleich ein zusätzlicher Income Stream.
„Stolz darauf, dass wir noch immer bootstrapped sind und Revenue machen“
Ursprünglich fungierte das Familienunternehmen der Pedaks als Versicherungsmakler; weil man dann aber die Abhängigkeit von den traditionellen Playern lösen wollte, wurde ein hauseigener Versicherungsträger gegründet. „Das warfare für uns ein ganz, ganz wichtiger Schritt“, sagt Aumayr. „Wenn wir das nicht hätten, könnten wir unsere eigenen Produkte nicht gestalten. So aber können wir selber das Risikomanagement und auch das Datenmodell gestalten.“ Man könne die gesamte Worth Chain „Finish to Finish“ anbieten. Das erlaube LAMIE, Versicherungsprodukte zu schnüren, die die traditionellen Marktplayer gar nicht versichern möchten. So sei man etwa zum größte privaten Cyber-Versicherer in Österreich aufgestiegen.
„Wir sind sehr österreichisch unterwegs. Wir wollten immer organisch wachsen. Entsprechend haben wir alle unsere Aktivitäten immer selber finanziert, haben auch bis jetzt kein Investorengeld angenommen. Ist nicht so, dass der eine oder andere nicht schon angeklopft hätte, aber wir wollten eben auch unsere Unabhängigkeit bewahren“, so Aumayr weiter. So müsse man jetzt, in der gedrehten Marktlage, nicht von Finanzierungsrunde zu Finanzierungsrunde schauen müssen, sondern könne weiter organisch wachsen. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir noch immer bootstrapped sind und Revenue machen. Ich traue es mir zu sagen: Wir sind weltweit eines der wenigen InsurTechs, die wirklich organisch, selbstfinanziert und bootstrapped wachsen. Da sind wir, glaube ich, echt ein Hidden Champion aus Österreich.“