Deutsche Versicherungen drücken bei den Immobilieninvestments auf die Bremse: Nachdem die Versicherer über Jahre hinweg mehr und mehr des Portfolios in Immobilien investiert hatten, stagnierte 2023 die Immobilienquote erstmals bei etwa 13,1 Prozent. Denn die Ausgangslage für die Immobilien hat sich drastisch verändert, bestätigt auch Jan Ohligs, Companion bei EY Actual Property und Autor der Studie: „Im Vergleich zu anderen Anlageklassen verlieren sie durch die höheren Zinsen an Attraktivität.“ Hinzu kämen die Herausforderungen im Zuge der notwendigen energetischen Transformation, die zusätzlichen Aufwand und Mehrkosten verursachen, was die erzielbaren Renditen schmälern würde.
Ohligs These bestätigen auch die Umfrageergebnisse, die Ohligs und seine Kollegen bei 30 Versicherungsunternehmen eingeholt haben. Demnach wollen mehr als 80 Prozent der Assekuranzunternehmen ihre Immobilienquote derzeit stabil halten – und keines der befragten Unternehmen möchte mehr in Immobilien investieren. Im vergangenen Jahr lag der Anteil noch bei 14 Prozent. Ein Viertel der Versicherer möchte mehr Immobilien verkaufen als kaufen, quick 70 Prozent wollen ihr Portfolio kurz- bis mittelfristig bereinigen.
Dass sich die Versicherer in Sachen Immobilien verändern wollen, warfare schon im vergangenen Jahr absehbar. Schon 2023 gaben die Unternehmen in der EY-Umfrage an, dass sie deutlich geringere Renditen erwarten. Immerhin: Nun blicken die Versicherer wieder ein wenig positiver in die Zukunft. Im indirekten Bestand stieg die Renditeerwartung von 4,2 auf 4,5 Prozent und beim Direktbestand von 3,8 auf 3,9 Prozent. Außerdem verschiebt sich der Fokus der Versicherer auf leicht renditeträchtigere und risikoreichere Core-Plus-Immobilien, gleichzeitig treibt ESG die Immobilieninvestoren um, wie die Umfrage zeigt: „Immobilien mit schlechtem ESG-Customary werden nicht nur im Ankauf immer uninteressanter, sondern zunehmend auch zur Belastung in den Portfolios der Versicherer“, sagt Ohligs.
Dementsprechend spielt ESG auch bei den Portfoliostrategien eine große Rolle: Die derzeit größte Handlungsnotwendigkeit sehen alle Befragten in der energetischen Ertüchtigung ihrer Bestände. Gleichzeitig geben 62 Prozent an, die notwendigen Maßnahmen selbst durchzuführen und die betroffenen Objekte dafür im Bestand zu halten. Ebenfalls 62 Prozent möchten bereits ertüchtigte Immobilien auch zukaufen. Neben der Regulatorik sicherlich ein gewichtiger Grund dafür: Aus Sicht von 93 Prozent der Umfrageteilnehmer zahlen sich nachhaltige Immobilienanlagen nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell beim Wiederverkauf aus.