München. Klaus-Jürgen Heitmann versucht es erst gar nicht schönzureden. „Das ist historisch“, sagt der Chef des marktführenden Kfz‑Versicherers HUK‑Coburg. Um intestine ein Zehntel hat er seine Kfz‑Prämien zum Jahreswechsel bei seinen quick 14 Millionen Bestandskunden und ‑kundinnen erhöht und das, obwohl es schon im Jahr zuvor einen Aufschlag um rund 5 Prozent gab. Das ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. „Wir gehen in diesem und eventuell auch im nächsten Jahr noch einmal von solchen Preisaufschlägen aus“, kündigte der für das Kfz‑Geschäft zuständige HUK‑Vorstand Jörg Rheinländer für sein Haus und damit unweigerlich auch für die Branche an. Um ein Viertel oder mehr könnten damit die Preise für Kfz‑Policen binnen nur drei Jahren am Ende gestiegen sein.
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Verantwortlich dafür macht HUK gierige Autohersteller und den Klimawandel. Autobauer nutzten ihr Monopol bei Kfz‑Ersatzteilen im Zuge der Inflation, um ihre Preise im Vergleich zu allgemeinen Aufschlägen quick doppelt so stark zu erhöhen, kritisierte Heitmann. Weil diese Praxis anhalte, würden für Kfz‑Versicherer Schadenssummen auch weiter ansteigen.
Gleiches erwartet er mit Blick auf den Klimawandel. Früher hätten Hagelkörner maximal die Größe von Golfbällen erreicht. Heute sorgten mehr Energie und Feuchtigkeit in der Atmosphäre dafür, dass sie so groß wie Tennisbälle werden. „Wir sehen bei Hagel eine Zerstörung von Fahrzeugen, die wir bisher nicht kannten“, sagt Heitmann. Das leert die Kassen von Kfz‑Versicherern. Bei einem Hagelereignis 2023 habe die Schadensumme im Schnitt 5000 Euro betragen, erklärte Rheinländer. Bisherige Spitzenwerte hätten 3500 Euro betragen.
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Die Assekuranz müsse sich speziell bei Kfz‑Policen auf höhere Schadenshäufigkeiten und zugleich intensivere Elementarschäden einstellen, betonten die Supervisor. Sie stehen damit in der Assekuranz nicht allein. Auch andere Versicherer und der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) weisen seit einiger Zeit darauf hin.
HUK schreibt operativ rote Zahlen in der Kfz-Versicherung
Umso erstaunlicher ist es, dass die HUK-Supervisor von dieser Entwicklung 2023 offenkundig überrascht wurden. „Die Planung battle nicht richtig, wir sind in Rückstände gekommen“, räumte Heitmann ein. Was er damit meint, waren 2023 in der Spitze Zehntausende unbearbeitete Schadensfälle in der Kfz‑Versicherung. HUK-Kunden mussten am Telefon zeitweise eine halbe Stunde und mehr warten. „Wir haben den Service wieder im Griff“, sagte Rheinländer. Wer aktuell Bewertungsportale wie Trustpilot studiert, kommt zu einem anderen Schluss. „Sehr traurig wie tief die HUK gefallen ist“, moniert dort ein Nutzer. Er moniert früher nicht gekannte Knausrigkeit im Schadensfall. Als Kunde werde man wie „der letzte Dreck“ behandelt und müsse sich am Telefon anschreien lassen, berichtet ein anderer.
Fakt ist auch, dass HUK im Kerngeschäft mit Kfz‑Policen 2023 operativ mit 213 Millionen Euro in die Verlustzone gerutscht ist. Das Jahr davor stand noch ein kleiner Gewinn zu Buche. Nur weil andere Konzernsparten besser liefen und Schadensrückstellungen aufgelöst wurden, stand unter dem Strich bei um 6 Prozent auf intestine 9 Milliarden Euro erhöhtem Umsatz ein Jahresüberschuss von 300 Millionen Euro zu Buche. Die gesamte Branche stehe anhaltend vor einer neuen Schadensrealität, betonte Heitmann. Bis Versicherer im Kfz‑Geschäft operativ wieder in die schwarzen Zahlen kommen, werde es wohl ein bis zwei Jahre dauern.